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Geschichte

1. Vermutungen zur Vorgeschichte des Klosters

In fränkischer und schon in römischer Zeit müsse der Höchster Kirchberg, auf dem das Kloster steht, besiedelt gewesen sein. So wird immer wieder vermutet. Einen Beweis dafür gibt es aber bisher noch nicht. Lediglich die Orientierung der alten Klosterkirche (der noch bestehende alte romanische Kirchturm steht 55 Grad nach Nordosten in Richtung auf den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende) gibt es möglicherweise den Hinweis auf einen Kultort bereits in keltischer Zeit.

2. Die Entstehungszeit des Klosters

Die erste urkundliche Erwähnung des Klosters stammt aus dem Jahre 1244. Das Kloster mag zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre bestanden haben. Man spricht deshalb von einer Gründungszeit um 1200. Die Klostergründung geht damals vom Kloster Fulda aus, das in dieser Zeit über erhebliche Besitzungen im nördlichen Odenwald verfügt. In den Jahren zuvor, in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, hat es bereits zur Absicherung seiner Gebiete im nördlichen Odenwald die nahe gelegene Burg Breuberg errichtet. Diese Burg wird dann zum Mittelpunkt der Herrschaft Breuberg, einem deutschen Kleinstaat, der bis 1806 besteht. Das Kloster wird zum religiösen Zentrum dieses Gebietes.

3. Die Klosterfrauen

Die Höchster Klosterfrauen leben nach der Augustinusregel und widmen sich dem Chorgebet und der Krankenpflege. Liturgisches Feiern und diakonisches Handeln bilden also eine Einheit. Zahlreiche Urkunden von Güterschenkungen in der Umgebung zeigen aber auch, dass so ein Kloster auch ein landwirtschaftlicher Betrieb ist. Eine Urkunde aus dem Jahre 1453 über die Errichtung einer Schäferei auf dem Klosterhof weist darüber hinaus auf das textile Arbeiten der Klosterfrauen hin. 1503 lebt im Kloster nur noch eine Klosterfrau. Sie bekommt eine Abfindung und kann nach Hause zurückkehren. Von Fulda aus wird das Kloster nun mit Benediktinerinnen neu besetzt.

4. Die Reformation

In der Herrschaft Breuberg, die inzwischen von den Grafen von Wertheim regiert wird, findet die Reformation in den Jahren 1537-1542 durch Besetzung der Pfarrstellen mit evangelischen Pfarrern in den umliegenden Dörfern ihre Einführung. Es ist das Werk der Gräfinwitwe Barbara, die in dieser Zeit die Vormundschaftsregierung für ihren noch unmündigen Sohn Michael III. führt. (Die Tagungsräume "Barbara" und "Michael" im heutigen Kloster erinnern daran.) In Höchst aber bleibt die Pfarrstelle an der Klosterkirche trotz der Reformation in den umliegenden Gemeinden noch mit einem katholischen Pfarrer besetzt bis zum Tod der letzten noch verbliebenen Klosterfrau. Es ist Anna Gans von Otzberg, die 1567 stirbt. (Auch an sie erinnert der Name eines Tagungsraumes im heutigen Kloster). Die alte Klosterkirche wird mit Ausnahme des Turmes abgerissen und als evangelische Gemeindekirche neu errichtet. Es ist dies einer der ersten Bauten einer evangelischen Gemeindekirche nach der Reformation in Deutschland.

5. Der Höchster Klosterfonds

In der Reformationszeit geht man mit dem Besitz eines aufgelösten Klosters sorgsam um. Auch wenn das alte klösterliche Leben nicht mehr besteht, so soll doch der Besitz eines Klosters nicht aufgelöst, sondern im Sinne der Aufgaben eines Klosters weiter verwendet werden. Deshalb dienst auch der Besitz des Klosters weiterhin zur Unterhaltung von Kirche, Schulen und diakonischem Wirken in den umliegenden Gemeinden. Dies zu organisieren, wird nun zur Aufgabe des neu geschaffenen "Höchster Klosterfonds", der bis heute besteht und noch heute seine Einkünfte, vor allem aus dem Höchster Klosterwald, für die drei Bereiche Kirche, Schule und Diakonie verwendet.

6. Vom "Ev. Jugendzentrum" zum "Tagungshaus Kloster Höchst"

Im Jahre 1949 überlegt der Darmstädter Jugendleiter Ernst Behm, wo er im darauffolgenden Jahr die Sommerfreizeit für seine Jungschargruppe durchführen könne. Er landet schließlich auf dem Höchster Kirchberg bei Pfarrer Schanz, der im Konventbau des Klosters seine Pfarrwohnung hat. Pfarrer Schanz fördert die Überlegungen des Jugendleiters und bietet ihm das Klostergebäude an. Die Räume des Dachbodens über der Pfarrwohnung werden mit amerikanischen Feldbetten bestückt und das Refektorium, damals als Scheune benutzt, wird entrümpelt. Ferner steht der Raum „Michael", der damalige Gemeinderaum der Höchster Kirchengemeinde, zur Verfügung. Die Jungscharfreizeit kann im Sommer 1950 stattfinden. Diese Freizeit gibt die Anregung, das alte Klostergebäude zu erneuern, um es für Jugendfreizeiten nutzen zu können.

1957 beschließt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, den weiteren Ausbau des Klosters verantwortlich zu übernehmen. Erst das Propsteigebäude und dann der gesamte Klosterkomplex werden dem Höchster Klosterfonds abgekauft, renoviert und erweitert. Für den noch im Konventbau wohnenden Höchster Gemeindepfarrer wird ein Pfarrhaus neben dem Kloster errichtet. Konventbau, Refektorium und Propstei werden renoviert, der alte Hospitalsaal abgerissen und durch eine neue Aula ersetzt. Der "Neue Bau" wird dem Klosterkomplex hinzugefügt. Am 16. Juni 1962 kann das "Ev. Jugendzentrum Kloster Höchst" eingeweiht werden.

Rund 40 Jahre später wird erneut eine Renovierung und Modernisierung des Klosters notwendig. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau investiert hierfür ca. 4,9 Millionen Euro. Das neue "Tagungshaus Kloster Höchst" ist entstanden. Mit einem Festgottesdienst wird es am 3. Juli 2004 durch den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Steinacker, seiner Bestimmung übergeben.

Verfasser:
Pfarrer Thomas Geibel, Fulda

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Die Namen unserer Tagungräume

Benedikt

Benedikt von Nursia verfasste im 6. Jahrhundert eine Anleitung zum Leben im Kloster, die als Mönchsregel in die Geschichte eingegangen ist. Sie ist zusammengefasst mit den Worten: Bete und arbeite.

Elisabeth

Elisabeth von Breuberg, eine Ururenkelin der Heiligen Elisabeth von Thüringen, heiratete 1321 den Grafen Rudolf von Wertheim. Sie war damals die "First Lady" des Breuberger Landes, zu dem Höchst gehörte.

Ida

Ida Schenkin von Erbach wird 1448 und 1452 als Meisterin des Höchster Klosters erwähnt. Das Kloster Höchst ist 1244 erstmals bezeugt und war bis 1506 mit Augustinerinnen besetzt.

Magdalene

Magdalene von Rosenbach wird 1457 und 1462 als Meisterin des Höchster Klosters erwähnt, das bis 1506 mit Augustinerinnen und von da an bis zur Reformation mit Benediktinerinnen besetzt war.

Anna

Anna Gans von Otzberg starb 1567 als letzte Äbtissin des anschließend aufgelösten Höchster Klosters. Danach kam der Klosterbesitz der Unterhaltung von Schulen und diakonischen Einrichtungen zugute.

Bertold

Bertold war vermutlich ab 1503 Probst des Klosters Höchst. Im Auftrag der Reichsabtei Fulda wachte er - wie sein Vorgänger und Nachfolger - über das Klosterleben und die Finanzen. Ein noch heute vorhandener ehemaliger Türsturz aus dem Probsteiturm erinnert an ihn.

Barbara

Barbara von Wertheim regierte nach dem Tod ihres Mannes Georg bis zur Erlangung der Volljährigkeit ihres Sohnes Michael das Breuberger Land, zu dem Höchst gehörte. Sie führte ab 1537 die Reformation ein, wozu auch die Schaffung von Bildungseinrichtungen gehörte.

Michael

Michael von Wertheim starb als Regent des Breuberger Landes 1556 auf dem Breuberg. Er hatte bei Luther und Melanchthon studiert und setzte das Werk der Reformation fort, das sein Vater Georg und nach dessen Tod seine Mutter Barbara begonnen hatte.

Fritz

Fritz Eitel war 1962 Landesjugendpfarrer der EKHN. Er hat das damalige „evangelische Jugendzentrum Kloster Höchst“, mit seinem neu errichteten Gebäudeteil „Neuer Bau“, am 16. Juni 1962 eingeweiht.

 

 

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