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"Was würde Jesus dazu sagen?"

Pfr. Volkhard Guth, Dekan des Evangelischen Dekanats Wetterau

EKHNArchivMartin Niemöller: Erster Kirchenpräsident der EKHN und führendes Mitglied der Bekennenden Kirche

Der Mann zeigte Kante. Er war ein Pfarrer, der große Kirchen gefüllt hat und die Leute mit seinen Predigten gepackt hat. Martin Niemöller war acht Jahre im Konzentrationslager als „Hitlers persönlicher Gefangener“ gewesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er der erste Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Das war vor genau 70 Jahren in Friedberg. Im Ausland galt er als Prophet des Friedens. Der damalige Ostblock zählte ihn zu den „großen Sternen der Völkerfreundschaft“. Doch er hatte auch in der jungen Bundesrepublik viele Gegner und Feinde. „Landesverräter“ schimpfte Konrad Adenauer über ihn. Niemöller hat auch in der Nachkriegszeit nicht aufgehört, seine Zeitgenossen moralisch zu nerven.

Er polarisierte auch seine Kirche; war strikt gegen die Wiederbewaffnung. Die Atombombe war für ihn Sünde und Gotteslästerung. Glaube umfasste für ihn alle Bereiche: „Für uns Christen geht es um das ganze Leben“, das wirkliche Leben inmitten der Welt. Niemöller war politisch und fromm. Sein Glaube war ganz und gar auf Christus bezogen.  – „Was würde Jesus dazu sagen?“ Diese Frage hat ihn immer um- und angetrieben. Man kann die Frage naiv finden. Als könnte man Jesus aus Galiläa über 2000 Jahre hinweg ins Heute beamen. Als müsste man nur das Neue Testament aufschlagen und nachblättern, was Jesus gesagt hat - zum Einsatz der Bundeswehr in Krisengebieten, zur Feindesliebe für Amokschützen oder  zum Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. So naiv und einfach hat Martin Niemöller, der erste Kirchenpräsident der evangelischen Kirche die Frage nicht gemeint und auch nicht angewendet. Es war für ihn eine bohrende Frage, sein ethischer Kompass. Sie hilft, die Antworten von gestern zu überprüfen und herauszufinden, was heute notwendig ist. Sie hat Niemöller darin gestärkt, nicht nachzuplappern und mitzumachen, was alle denken, sagen und tun. Sie war für Niemöller der Kompass, der ihm zeigt: Hier musst du Widerstand leisten. Hier musst du reden. Weil es um den Menschen geht.

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