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Zimmer und Namensgeber im 2. Obergeschoss

Franke

August Hermann Franke
1663 - 1727
Evangelischer Theologe und Pädagoge

Francke stammte aus Lübeck und war seit 1691 Pfarrer in Glauchau, zugleich Professor für orientalische Sprachen an der Universität Halle (seit 1698 für Theologie). Seit seinem Bekehrungserlebnis im Jahre 1687 gehörte er zu den führenden Vertretern des Pietismus und hat diesen zur Volksbewegung gemacht. Francke war selbst ein glänzender Gelehrter, hielt aber daran fest, dass "Glaube wie ein Senfkorn mehr gilt als hundert Säcke voll Gelehrsamkeit".

Als hervorragender Pädagoge und Organisator gründete er 1695 ein Waisenhaus mit Armenschule, aus der die "Franckeschen Stiftungen" hervorgingen. Sie wurde zur vorbildlichen Anstalt für die Erziehung und Betreuung der Jugend und hatten großen Einfluss auf das Erziehungswesen seiner Zeit im In- und Ausland.
Franckes großes Lebenswerk war nicht das Ergebnis eines vorbedachten Planes, sondern entsprang dem Eifer seines Glaubens. Damit wurde er zum Vorreiter der Inneren Mission und evangelischen Diakonie.

Die eindrucksvollen Gebäude der Frankeschen Stiftungen in Halle wurden seit 1990 restauriert und mit neuem Leben erfüllt. An dem Denkmal Franckes, das dort 1827 errichtet worden war, steht als Charakterisierung seines Glaubens und seines Lebenswerkes: "Er vertraute Gott".

Stein

Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein
1757 - 1831
Staatsmann, Reformer, Christ

Karl vom Stein wurde in Nassau an der Lahn geboren und wuchs dort auf. Nach dem Studium der Rechts- und Kameral- (=Wirtschafts-) wissenschaften trat er 1788 in preußische Dienste, lebte und wirkte jahrelang in Berlin. Ab 1804 war er Minister und erlebte an verantwortlicher Stelle die schweren Jahre der Napoleon-Herrschafft. König und preußische Regierung wichen für mehrere Jahre nach Königsberg aus. An maßgebender Stelle in der preußischen Regierung brachte Freiherr von Stein wichtige Reformen voran. Er schuf die Erbuntertänigkeit der Bauern ab und setzte sich für die Selbstverwaltung in Städten und Gemeinden ein. Die Bürger sollten so weit wie möglich am Staatsleben beteiligt werden. Die liberalen Gedanken und Ziele Steins wurden unter seinem Nachfolger Hardenberg zum Teil wieder aufgegeben.

Nach dem Ausscheiden aus dem Staatdienst lebte vom Stein auf seinem Gut in Cappenberg (Westfalen) und widmete sich der Geschichtsforschung. Er gründete die Gesellschaft für ältere Deutsche Gesichte und regte den Druck wichtiger Quelle-Texte an.

Als Reichsfreiherr fühlte sich vom Stein immer als Deutscher, nicht als Preuße. Seine politische Tätigkeit verstand er als Aufgabe, die sich aus seinem christlichen Glauben ergab. Begraben liegt er in der Stein‘schen Familiengruft in Frücht bei Bad Ems.

Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart
1756 - 1791
Wunderkind, Musiker, Komponist

Schon als „Wunderkind“ trat der sechsjährige Sohn des Kapellmeisters Leopold Mozart aus Salzburg zusammen mit seiner älteren Schwester Nannerl als Geiger oder Pianist in Konzerten öffentlich auf. Aus den frühen Jahren stammen auch seine ersten Kompositionen.

Der Herangewachsene wirkte weiter Salzburg und Wien teils in erzbischöflichen, teils in kaiserlichen Diensten, teils als freier Künstler. Es gibt kein musikalisches Gebiet, dem der geniale Mozart nicht unerreichbare Meisterwerke gewidmet hat, instrumental und vokal, Kammer- und Orchestermusik der Opern.

Seit 1782 war Mozart mit Constanze geb. Weber verheiratet. Von den sechs Kindern aus der Ehe verstarben vier im frühen Kindesalter. Nur zwei Söhne überlebten.

Nicht ganz 36 Jahre alt starb Mozart an einer ungeklärten Krankheit. Auch die Tatsache, dass er in einem Armengrab bestattet wurde, gibt Rätsel auf, da er eigentlich ein guter Verdiener war.

Ein Verzeichnis seiner Werke mit 626 Nummern legte Ludwig von Köchel im 19. Jahrhundert an. Die Angabe im „Köchel-Verzeichnis“ ist inzwischen bei den Werken Mozarts allgemein üblich. Als letzte Komposition gilt das Requiem, das er offensichtlich in der Vorahnung des frühen Todes noch geschaffen hat.

Dieser Raum wurde von der Christdeutschen Jugend nach Mozart benannt, weil die fürstliche Familie hier noch lange unbeachtet einen alten Hammerflügel aus dem Jahr 1803 stehen hatte. Der wurde später nach Lich abgeholt.

Luther / Klause

Martin Luther
1483 - 1546
Prediger, Professor, Reformator

Der Augustinermönch M. L. wurde 1512 als Professor für biblische Theologie an die Universität und als Prediger an die Stadtkirche in Wittenberg berufen. Sein Bibelstudium führte ihn zu einer Neuentdeckung des Evangeliums. Dies war Ausgangspunkt für sein reformatorisches Wirken, welches eigentlich der ganzen Kirche gelten sollte, aber entgegen der Absicht Luthers zur Kirchenspaltung führte.

In den evangelischen Kirchen wirkt sein Erbe am stärksten fort durch die von ihm übersetzte Bibel, durch seine Lieder und seinen Katechismus. 

In unserer Zeit wird Luther auch in der Katholischen Kirche respektiert und sogar von manchen als „Vater im Glauben“ hoch geachtet.

Hier ist das früheste Porträt Luthers aus dem Jahr 1520 wiedergegeben. Lukas Cranach hat auf seinem Kupferstich den 37-Jährigen Mönch dargestellt, erkennbar an seiner „Tonsur“ und seiner Kutte. Einige Jahre später wurde das Augustinerkloster aufgelöst, aber Luther blieb im gleichen Haus. Er lebte und wirkte weiter dort, zusammen mit seiner Familie, die er durch die Heirat mit Katharina von Bora gegründet hatte.

Die „Lutherstube“ im Schloss Hohensolms war in früherer Zeit ein schönes Wohnzimmer, schwer heizbar, aber mit dem besonderen Ausblick in die Weite. 1970 wurde sie durch den Einbau der „Lutherklause“ zum Durchgangsraum umgestaltet.

Arndt

Ernst Moritz Arndt
1769 – 1860
Politischer Schriftsteller und Dichter

Arndt wirkte als Geschichtsprofessor seit 1800 in Greifswald, ab 1818 in Bonn. Zeitweise war er Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein und Gegner Napoleons. In seinen Schriften setzte er sich für ein natur- und geschichtsgebundenes Recht der Völker und Nationen ein. Während der Freiheitskriege 1812 – 1814 erhob er seine Stimme für die Einheit Deutschlands. Wegen seiner Zusammenarbeit mit der „Burschenschaft“ wurde er 1820 in Bonn suspendiert und er 1840 wieder in sein Amt eingesetzt. 1841 war er dann Rektor der Universität du 1848 rheinischer Abgeordneter in der deutschen Nationalversammlung.

Ernst Moritz Arndt, der zunächst Theologie studiert hatte, fand nach manchen Umwegen seines geistigen Werdegangs zu einem lebendigen Glauben und wurde Dichter zahlreicher Kirchenlieder.

Das Abendmahlslied „Kommt her, ihr seid geladen.“ stammt von ihm, außerdem: „Ich weiß, woran ich glaube…“ und „Auf, bleibet treu und haltet fest…“. Mit seiner Schrift „Vom Wort und vom Kirchenlied“ (1819) trug Arndt zur damaligen Erneuerung der Gesangbücher bei.

Dieser Raum wurde nach Ernst Moritz Arndt benannt, weil er neben dem Freiherrn vom Stein und Johann Gottlieb Fichte zu den Wegbereitern eines neuen deutschen Selbstbewusstseins nach den Umbrüchen der Napoleonzeit gehörte.

Kammers Gemach

Erinnerung an die Anfänge der Evangelischen Jugendburg

Paul Kammer 1901 – 1944
Ellen Kammer
1895 - 1994

Das ehemalige Bodelschwingh – Zimmer erhielt erst 2003 seinen jetzigen Namen. Er erinnert an die Anfänge der Evangelischen Jugendburg. Der Raum war von 1924 bis 1931 das Wohn- und Schlafzimmer der Familie Kammer. Der Lehrer Paul Kammer hatte in Homberg / Ohm die Lehrerin Ellen geb. Seesemann kennengelernt. Sie heirateten im November 1924 in Hohensolms und waren die ersten Heimeltern der Burg. Beiden unterrichteten in den Kursen der Volkshochschule.

Während der Hohensolmser-Jahre wurden die vier Söhne Ulrich (1926), Otto (1927), Günter (1929) und Johann Georg (1930) geboren. Sie verlebten hier oben ihre frühe Kindheit. Paul Kammer promovierte 1939 an der Universität Gießen zum Dr. phil. Seine Dissertation „Über den Begriff der Bildung …“ nimmt zugleich die Erfahrungen und Absichten der Volkshochschultätigkeit auf.

Im letzten Winter 1931/32 lebte die Familie ein Stockwerk tiefer am Weißen Gang. Der Arzt Dr. Klapsch war dort ausgezogen und die Christdeutschen konnten die Räume übernehmen. 

An Ostern 1932 lief die achtjährige Beurlaubung aus dem Staatsdienst ab, und Paul Kammer übernahm eine Lehrerstelle in Villingen, Kreis Gießen. Die Familie siedelte dorthin über.

Paul Kammer ist im Januar 1944 als Offizier der Deutschen Wehrmacht in Russland gefallen. Nach seinem Tod nahm Ellen Kammer ihre Berufstätigkeit wieder auf und unterrichtete bis 1969 Grundschulkinder in Villingen. Sie erreichte ein hohes Alter. Einige Monate vor ihrem Tod erlebte sie noch das 70-jährige Burgjubiläum in Hohensolms mit.

Cordier

Leopold Cordier
1887 – 1939
Pfarrer, Professor, führender Kopf der Christdeutschen Jugend

Leopold Cordier stammt aus Landau (Pfalz), war Mitglied im Schülerbibelkreis und studierte nach dem Abitur Theologie u. a. in Halle und Leipzig. Er promovierte in Halle mit einem pädagogischen Thema, später in Heidelberg als Theologe, und war anfangs Pfarrer in Landgemeinden der Badischen Landeskirche.

1916 schloss er die Ehe mit Margit Mühlhäuser (drei Töchter, zwei Söhne).

Ab 1971 war er Pfarrer in Frankfurt (Französisch-Reformierte Gemeinde). In dieser Zeit arbeitete er im „Neuland-Bund“ bei Guida Diehl.

Ab 1921 wurde er führender Kopf der Christdeutschen Jugend.

1922 ging Cordier als Pfarrer nach Elberfeld, ab 1925 wirkte er zugleich als Privatdozent in Bonn. 1926 wurde er als Professor für Praktische Theologie an die Universität Gießen berufen. Schwerpunkte waren die Jugendkunde, Jugendarbeit und Religionspädagogik. Die geographische Nähe ermöglichte verstärkte Mitwirkung Hohensolms.

Dies reichte hinein bis in die Zeit des Nationalsozialismus, als Leopold Cordier Mitglied des Landesbruderrats der Bekennenden Kirche war.

Sein früher Tod, folge einer Blutvergiftung durch eine eitriges Geschwür, hinterließ eine schmerzliche Lücke.

Dieser Raum wurde 1954 als „Festraum“ ausgebaut und nach Leopold Cordier benannt. Bis zur Übernahme der Burg durch die evangelische Kirche Hessen und Nassau gehörter er zur fürstlichen Rumpelkammer. Mit seiner kleinen Bühne dienste er dann als Laienspiel-Stätte, - und als Tagesraum. Durch die Anlage des Gangs zum Not-Treppenhaus musste er 1994 verkleinert werden.

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