Evangelische Bildungsstätte Ebernburg will Familien anlocken

20.11.2019
tgh-ks
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Die neue Geschäftsführerin Iris Kessel und ihr Team arbeiten an einer Neuausrichtung und haben viele Ideen.
BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG - Iris Kessel ist seit 1. August Geschäftsführerin der Evangelischen Familienferien- und Bildungsstätte auf der Ebernburg. Seit zwanzig Jahren arbeitet die jetzt 56-Jährige schon in dem Betrieb. In den vergangenen zwei Jahren, als Wolfram Buchholz die Geschäftsführung in Teilzeit und auf Honorarbasis übernommen hatte, war sie seine Assistentin und „rutschte“ daher in ihre neue Aufgabe peu à peu hinein, wie sie schmunzelnd erzählt.
„Einer allein ist nichts“, erklärt Kessel energisch und meint damit ihr Leitungsteam, das selbständig, wenn auch in Absprache mit ihr, agiert. Zu diesem Quintett gehören Lisa Kästner, die Leiterin der Rezeption, Küchenchef Günter Schneider, Hausdame Stephanie Konrad und Hausmeister Elmar Schmitt. Von allen ist zu hören und zugleich ein Plus für einen Neustart: „Wir haben ein tolles Betriebsklima. Das passt!“
Die neue Strategie der Evangelischen Familienferien- und Bildungsstätte ist bei Iris Kessel und ihren Mitstreitern in guten Händen, denn die Ebernburg möchte sich einschließlich ihrer Einrichtungen mehr öffnen, um der Bevölkerung den geschichtsträchtigen Hintergrund näherzubringen. „Die Leute sollen auf die Burg kommen“, wünscht sich Kessel. Manche seien noch nie auf der „Herberge der Gerechtigkeit“ gewesen, wie die Anlage wegen ihrer Bedeutung in der Reformationszeit auch genannt wird. Um Burg und Bewohner zu verknüpfen, sei das erste Burgfest im Oktober dieses Jahres (die AZ berichtete) ein guter Anfang gewesen, stellt Kessel mit Blick auf das große Interesse zufrieden fest. Es sind weitere Events vorgesehen, die aber noch in der Planungsphase sind. Fest steht schon, dass die Burg bei dem Lichtkunst-Projekt mitmacht, das Dr. Andreas Rapp (auch Initiator des Gourmet-Festivals Lebenslust an Pfingsten im Kurpark) für Ostern 2020 plant. Das Spektakel soll sich über die gesamte Breite des Rotenfels’ hinziehen. Einer der Besucher-Spots soll auf der Ebernburg sein.
Auch das wird verstärkt forciert: Durch Familienfreizeiten sollen mehr Übernachtungsgäste auf die Burg kommen. In Online- Buchungsportalen wie etwa bei booking.com wird dafür geworben. Dadurch soll sich auch die Gästestruktur ändern. Unter der Woche sind es aktuell vor allem Tagungsgäste, am Wochenende sind es Einzelreisende, die auf der Burg übernachten. „Unser Ziel sind aber Familien und kein reiner Hotelbetrieb. Als Familienferien- und Bildungsstätte sollen Familien auch unser Kerngeschäft werden, im Moment verdienen wir durch Tagungen“, betont Kessel die Neuausrichtung. Daher gibt es auch ermäßigte Jugendpreise bis 14 Jahre. Angesprochen werden sollen auch Kirchen und Konfirmandengruppen, für die eine Freizeit auf der Ebernburg sicher ein Abenteuer sein kann. Für Kindergärten aus Frankfurt, Wiesbaden oder Mainz ist die Geburtsstätte des Franz von Sickingen jetzt schon ein Ziel für Abschlussfahrten, um dem Nachwuchs auch möglichst viele Erlebnisse in der Natur zu bieten, die sie sonst in ihrer urbanen Umgebung weniger genießen können.
Um Familien für einen Aufenthalt auf der Burg zu begeistern, möchte Kessel ein Netzwerk aufbauen. Aus diesem Pool sollen interessante Programme für Eltern und den Nachwuchs ausgearbeitet und angeboten werden – beispielsweise mit der Bewegungsschule KIBS aus Rehborn, eine prima „Arznei“ gegen Sport- und Bewegungsmuffel. Beim Burgfest hatte das KIBS-Team mit den selbst kreierten Holzspielzeugen jedenfalls für Furore gesorgt.
Ein Netzwerkmitglied wird auch der Geschichtenerzähler Chnutz vom Hopfen sein, der ebenfalls schon mit Historien- und Spiele-Events auf der Burg Besucher fesselte. Auch daran möchte Iris Kessel anknüpfen, denn im vergangenen Jahr hatte ein Student mit einer Stadt- und Burg-Rallye sowie Indoor-Spielen, aber ohne Technik, für Familienvergnügen gesorgt.
Neben der Neuausrichtung, die Ideen und Energie kostet, ist der Aufgabenkatalog von Iris Kessel anspruchsvoll. Als Geschäftsführerin und Organisatorin der Familienferien- und Bildungsstätte mit 117 Betten in 70 Zimmern, 17 Festangestellten, zehn Aushilfen und einem Azubi ist sie ebenso für Kundenbetreuung, Marketingmaßnahmen, Controlling oder Qualitätsmanagement verantwortlich. Trotzdem nimmt sich Iris Kessel noch Zeit für die Gemeindebücherei in Hackenheim, die sie leitet, fürs Wandern, „und mein großes Hobby ist mein Enkel David“ – ein zehn Monate alter Wonneproppen.
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